JAILBREAK ( 2017 )

Eine scheinbar völlig routinemäßige Überführung eines Häftlings gerät außer Kontrolle, denn dieser hat gegen seine ehemalige Gang ausgesagt, deren Anführerin ihn nun tot sehen will und von korrupten Wärtern und Beamten, bis zu bereits inhaftierten Häftlingen jeden verfügbaren Killer auf ihn angesetzt hat.

Der italienische Regisseur Jimmy Henderson lebt seit mehreren Jahren in Kambodscha und hat bereits 2 Filme veröffentlicht, um nun mit Jailbreak seinen ersten Martial Arts Kracher abzuliefern und international durchzustarten, gleichzeitig auch seine Wahlheimat Kambodscha im Martial Arts Genre als feste Größe zu platzieren, nachdem es die Kollegen aus Thailand, Vietnam und jüngst Indonesien vorgemacht hatten.

Für die Hauptrolle konnte Henderson den in London beheimateten und chinesisch-kamboschanisch-stämmigen Jean-Paul Ly gewinnen, der bereits einige Erfahrung in kleinen Auftritten und als Stuntman bei einigen Großproduktionen, wie Lucy, Now You See Me 2 oder Doctor Strange vorweisen kann. Des Weiteren sind die beiden einheimischen Stars Dara Our und Tharoth Sam mit von der Partie.

Ly und Our teilen sich die Hauptbühne, haben zudem die Fightchoreographie übernommen und werden tatkräftig von ihrer schlagfertigen Kollegin Tharoth Sam unterstützt, die nebenbei auch aktive MMA-Fighterin ist. Neben den beiden erstgenannten ist es vor allem sie, die hier deutliche Akzente setzen kann.

Jailbreak bietet knallharte und sehr gut choreographierte Fights, die vor allem in guter Menge vorkommen und durchaus kreativ, sowie originell sind. War es in Ong Bak die Kunst des Muay Boran und Muay Thai, in The Rebel das Viet Vo Dao und in Merantau, sowie den darauf folgenden The Raid Filmen das Silat, so lassen es sich auch die Kambodschaner nicht nehmen, ihre Nationalkampfkunst Bokator hier zum Hauptgegenstand der fein ausgearbeiteten Action zu machen. Natürlich werden verschiedene auch bekanntere Stile mit hineingemixt, aber die Bokator-Techniken versprechen auch wieder einige neue und kreative Moves, die man hier hin und wieder zu sehen bekommt und die einem als Martial Arts Fan ein freudiges Grinsen bescheren. Die Kameraarbeit ist dynamisch, bietet weite und lange Takes, so dass man stets die volle Pracht der Action genießen kann – kurzum: so hat Action auszusehen!

Das Sounddesign sorgt für den Feinschliff während der Fights und wird von einem pumpenden Score perfekt unterstützt.

Der Härtegrad ist nicht zu verachten und die Auseinandersetzungen laufen entsprechend blutig ab. Nichtsdestotrotz aber ist auch ein gewisser Anteil an Humor vorhanden, der hier jedoch gut eingebracht wurde und mir mit Ausnahme von 1-2 Szenen zugesagt hat. Das Ende wäre dabei sicherlich als eher unpassend zu nennen, tut der ansonsten tollen Qualität dieses kambodschanischen Martial Arts Reißers keinen Abbruch.

Die Optik ist schön dreckig und auch wenn man an dem ein oder anderen kleinen Detail vielleicht das begrenzte Budget ausmachen kann, stört dies nicht im geringsten. Man hat hier wirklich das beste herausgeholt und einen tollen Genrefilm kreiert, der sich schön old school aufs wesentliche konzentriert-nämlich gute und vor allem zahlreiche Fights in hohem Tempo zu liefern. Hier und da merkt man Einflüsse von The Raid, was vielleicht die Optik angeht usw. aber vergleichen lässt sich der Film nicht und will er auch gar nicht, da er sich u.a. schon allein durch den Humoranteil anders anfühlt.

Letzterer wird glücklicherweise nicht übertrieben und somit leidet die gute Action auch nicht darunter

Highlight zum Abschluss ist im übrigen eine große Kampfszene, die aus drei einzelnen und parallel gezeigten one on one fights besteht, die sehr gut und fließend ineinander geschnitten wurden. Der klasse Ladies Fight zwischen Celine Tran und Tharoth Sam wechselt sich dabei mit denen von Jean Paul Ly gegen den Oberknastie und dem von Dara Our gegen dessen Handlanger ab und letzterer ist dabei das klare Highlight.

Absoluter Martial Arts Knaller!

9 / 10

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